Herdenschutzhunde

Seit dem Besuch bei Tanja Askani und ihren Wölfen und meinem Interview mit einem Schäfer über seine Herdenschutzhunde, bin ich überzeugt dass ein Leben mit unseren wilden Nachbarn möglich ist. Was wir tun können, damit es gelingt, ist uns zu informieren und wenige aber wichtige Maßnahmen zu ergreifen. Ex-Tatort-Kommissar Andreas Hoppe betreibt mit seinem gelungenen Buch „Die Hoffnung und der Wolf“ aktive Nachbarschaftshilfe. (Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation und enthält Werbung durch Markennennung & Verlinkung)

Der engagierte Umweltschützer berichtet über fast 200 Seiten – inklusive schöner Fotos und Zeichnungen – von seinen unterschiedlichen Treffen: mit einem Staatssekretär, einem Wildtierfotografen oder einem Weidetierhalter. Und Hoppe nimmt uns mit: in die Wildnis nach Kanada, Rumänien oder Sachsen-Anhalt. Dort besuchte der Schauspieler mit dem Wolfsexperten und Präventionsberater Christian Emmerich den Rinderzüchter Swen Keller, der die Sicherheit seine Herde in die Pfoten von einem Kangal und zwei französischen Pyrenäenberghunden legt.

Betriebsbesichtigung im Herdenschutz-Unternehmen

Den Wolfsexperten und Präventionsberater Herdenschutz sowie Prüfungsleiter für Herdenschutzhunde in Sachsen-Anhalt, Christian Emmerich, treffe ich in seinem Wohnort Dessau-Roßlau. Vom ersten Kontakt an ist mir klar: Hier weiß jemand, wovon er spricht. Christian begleitet die Rückkehr der Wölfe von Anfang an, seit den ersten Hinweisen auf die Anwesenheit von Wölfen in Sachsen-Anhalt, also seit der ersten Stunde. Er kennt die mediale Aufarbeitung des Themas und hat vor allem aber auf praktischer Seite viel Erfahrung.

Christian schlägt mir vor, in das Biosphärenreservat Mittelelbe zu fahren und uns dort mit dem Rinderzüchter Swen Keller zu treffen. Mittelelbe gehört zum 1997 anerkannten Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und beherbergt mit seinen Auenwäldern und Landschaften eine grandiose Flora und Fauna. Seine Fläche hat sich seit seiner Gründung verdreifacht und umfasst heute 125 510 Hektar. Dort besitzt Swen Keller im Diebziger Forst – mitten im Wolfsgebiet – eine große Weide mit Mutterkuhhaltung. 2013 stellte er seinen Betrieb auf ganzjährige Freilandhaltung um. Er merkte schnell, dass es für seine Rinder die bessere Haltungsform ist, denn seither muss der Tierarzt nur noch selten kommen. Alles lief also bestens, bis im März 2017 bei einem Wolfsübergriff zwei Kälber und eine Mutterkuh zu beklagen waren. Dieser Vorfall stellte alles in Frage! Sollte jetzt plötzlich Schluss sein mit der für Rinder so angenehmen Freilandhaltung?

Swen wusste nicht, wie es weitergehen sollte

Christian Emmerich wiederum war im Auftrag des Wolfskompetenzzentrums zur Spurensicherung und Auswertung an den Tatort geschickt worden. Nach diesem Ortstermin telefonierten Swen und Christian miteinander und sprachen über die Möglichkeiten beim technischen Herdenschutz und über den Einsatz von Herdenschutzhunden. Christian kümmerte sich daraufhin um einen Projektpartner und nach kurzer Zeit wurde hier durch seine Initiative ein beispielhaftes Herdenschutzprojekt realisiert, das er auch heute noch betreut.

Herdenschutzhunde

Mit Hilfe des WWF sowie von RAPPA, einer Firma für Zaunsysteme, und unter Einbeziehung des Wolfskompetenzzentrums konnte die Herde gesichert werden. Der Einsatz der Herdenschutzhunde bei Rindern war besonders innovativ, da bis dato immer wieder bezweifelt wurde, dass sie auch in der Mutterkuhhaltung eingesetzt werden könnten. Ich darf mit Swen und Christian genau diese Weide besuchen und betreten. Dabei sehe ich zunächst nur Kühe und Kälber, erst als wir näherkommen, schälen sich drei weitere Wesen aus der Menge heraus. Es sind Hunde. Große Hunde: ein Kangal und zwei französische Pyrenäenberghunde.

In das Projekt sollte ursprünglich auch ein Maremmano eingebunden werden, doch konnte damals kein Hund dieser Rasse in der erforderlichen kurzen Zeit beschafft werden. Die drei Hunderassen Kangal, französischer Pyrenäenberghund und Maremmano werden derzeit für den Einsatz als Herdenschutzhund in Deutschland empfohlen. Die imposanten französischen Pyrenäenberghunde gibt es in ihrer jetzigen Gestalt vermutlich seit dem 14. Jahrhundert, Kangals seit dem 12. Jahrhundert. Letztere stammen wohl von den Herdenschutzhunden von Nomaden ab, die zwischen 10 000 v. Chr. bis 1300 n. Chr. von Zentralasien nach Anatolien zogen, und haben sich beim Schutz von Schafherden bewährt. Seit Juni 1989 sind sie international als Hunderasse anerkannt. Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist italienischer Abstammung. Wie alle Herdenschutzhunde werden auch die Maremmanos schon früh auf Schafe geprägt, indem man die Welpen zu ihnen legt.

Der Hund fühlt sich als Teil der Herde

Da sie seit Jahrhunderten als Arbeitshunde fungieren, sind Herdenschutzhunde sehr gelehrig und intelligent, aber als gehorsame Haushunde, so wie wir sie kennen und uns im Wohnzimmer wünschen, natürlich völlig unbrauchbar: Sie arbeiten selbstständig und autark und sind ihrer Herde stärker verbunden als ihrer menschlichen Bezugsperson. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Hunderassen. Auf der Koppel gefällt ihnen mein Besuch überhaupt nicht, besonders der Kangal will mir während meines Besuches immer wieder nahekommen. Als Fremdling kann ich mich nur unter der Aufsicht von Swen auf dem Gelände bewegen. Wanderer und Spaziergänger müssen jetzt übrigens keine Angst bekommen. Herdenschutzhunde bleiben innerhalb des Zaunes bei „ihren“ Tieren. Aber man sollte eben nicht auf die Idee kommen, zu einer von solchen Hunden geschützten Herde über den Zaun zu klettern.

In den letzten beiden Jahren haben Swen und Christian in Workshops vielen Interessenten aus dem In- und Ausland ihr Herdenschutzprojekt vorgestellt. Dabei waren Nutztierhalter und Mitarbeiter von Ministerien aus Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein sowie den Nachbarländern bei ihnen zu Gast. Seit Beginn dieses Projektes hat es keine Wolfsangriffe mehr gegeben, und Swen ist von seinen „Mitarbeitern“ und seinem Herdenschutzzaun begeistert. Letztendlich geht es jedoch wie immer und überall um die Frage, was man braucht. Keine Weide ist wie die andere.

Man muss nach dem passenden „Schuh“ suchen

Nachdem wir uns von Swen und seinem Mitarbeiter verabschiedet haben, verschwinden wir noch ins Unterholz des Biosphärenreservats, um Fotofallen neu zu bestücken und die alten Aufnahmen später auszuwerten. Wer weiß, ob ein Wolf in der Nähe der Weide war und von der Linse erfasst wurde. Wieder daheim, entdecken wir auf Christians Laptop dann tatsächlich mehrere Aufnahmen der ganz in der Nähe der Koppel aufgestellten Fotofalle. Die Bilder zeigen einen flüchtenden Wolf, der sich offenbar mit schnellen, großen Schritten und eingeklemmter Rute davonmacht. Möglicherweise haben die Herdenschutzhunde angeschlagen und ihn in die Flucht gejagt. Dieses Herdenschutzprojekt scheint also zu funktionieren. Ich freue mich sehr über diese ermutigenden Erfahrungsberichte von Machern – und dass mich die Recherchen zu diesem Buch in diese wundervolle Region gebracht haben!

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