Wenn man sich durch´s Netz googelt, auf der Suche nach DER Studie die beweist, ob eine vegetarische (bzw. vielleicht sogar vegane) Ernährung für Hunde artgerecht und gesund ist, oder nicht, wird man kaum ein definitives Ergebnis finden – denn das gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Was es gibt, sind zahlreiche wissenschaftliche Doktorarbeiten, die dafür oder dagegen sprechen, sowie diverse Seiten, die ihren jeweiligen, persönlichen Standpunkt untermauern wollen. Irgendwie hat mich das Nicht-Wissen-Ob neugierig gemacht, und deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, als die niederländische Bio-Futtermarke YARRAH uns ihr vegetarisches und veganes Menü zum Testen angeboten hat … (Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation und enthält Werbung durch Markennennung & Verlinkung.)
Eins vorweg: Ich bin Vegetarierin, mein Hund nicht. Das Motto „Wie der Herr, so´s Gescherr“ haben Henry und ich in vielen Alltagslagen perfektioniert. Hunde sind Meister der Anpassung. Trotzdem finde ich, dass nicht alle menschlichen Lebensansprüche auf das Tier übertragen werden sollten. Andersherum möchte ich es ja auch nicht – ich habe z. B. kein Interesse daran, anderen Hunden am Po zu riechen! Woran mein Hund noch großes Interesse hat, ist an Fleisch in seinem Napf. Ich brauche das nicht unbedingt auf meinem Teller – abgesehen davon unterscheiden sich der mensch- und hundliche Verdauungsapparat etc. doch um einiges. Aber ist der Hund nun ein Fleisch- oder ein Allesfresser? Beide Aussagen können beide Lager (Vegetarier/Veganer und Fleischverfechter) passend für sich auslegen, jedoch liegt die Wahrheit eher in der Mitte:
Zwar ist laut Experten das Nahrrungsspektrum von Hunden – im Vergleich zu so gut wie ausschließlich Fleisch benötigenden Katzen – wesentlich flexibler, dennoch unterscheidet sich der Verdauungstrakt des Haushundes nach wie vor kaum von dem eines Wolfs, und ist primär auf fleischliche Nahrung ausgerichtet.
Hunde können viele pflanzliche Nahrungsquellen gut verwerten. Was jedoch selbst eine vegetarische, bzw. vegane Hundeernährung befürwortende Organisationen wie z. B. PETA anhand durchgeführter Studien einräumen muss, ist die mangelnde Versorgung mit essenziellen Aminosäuren und Verdauungsenzymen: „Je länger ein vegan oder vegetarisch ernährter Hund ohne Zugabe der Aminosäuren L-Carnitin oder Taurin lebt, umso größer ist sein Risiko, an linksseitiger Herzerweiterung zu erkranken“ und „Viele der Gesundheitsprobleme bei vegetarisch ernährten Hunden (Hautprobleme, Arthritis, Verdauungsprobleme) können wahrscheinlich durch die Gabe von Verdauungsenzymen verhindert werden.“ Ein weiteres Studienergebnis ist, dass „vegetarisch ernährte Hunde anfälliger für Harnwegsinfektionen aufgrund einer erhöhten Alkalinität im Urin sind.“ Was für eine vegetarische, bzw. vegane Hundeernährung spricht, ist u. a. dass „Je länger ein Hund vegan oder vegetarisch lebt, umso geringer ist sein Risiko, eine Infektionskrankheit zu bekommen oder an Krebs oder Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken.“
Die komplette PETA-Studie könnt ihr hier als PDF herunterladen.
Ist der tierfreundliche Gedanke gegenüber den Schlachttieren auf der einen Seite, auch tierfreundlich darin, die natürliche Ernährung des Lebewesens auf der anderen Seite einzuschränken?
Ich denke, dass Fleisch – menschliche Gefühle außen vor gelassen – auf den Caniden-Speiseplan gehört. Simple as that! Wenn man seinen Hund für beide Seiten bestmöglich tierfreundlich ernähren möchte, sollte man ganz einfach auf Fleisch aus ordentlicher Haltung und regionaler Verarbeitung zurückgreifen. Wir beziehen das Pferdefleisch für unseren Herrn Labrador z. B. direkt vom hiesigen Gemüsemarkt und sprechen dort regelmäßig mit dem verkaufenden Schlachter, der seine Ware noch persönlich kennt (mehr zum Thema: „Hundherum nachhaltig“). Es ist schon eine merkwürdige Laune des Schicksals, dass unser Hund allergiebedingt ausgerechnet Pferdefleisch am besten verträgt, wo Pferde doch seit ich denken kann als Mitglieder zu unserer Familie gehören. Wenn ich jetzt noch sage, dass unser brauner Hannoveraner ausgerechnet Whopper heißt, erklärt ihr mich bestimmt für verrückt! Sein Name musste abstammungsbedingt mit dem Buchstaben W beginnen, und er sieht farblich nunmal aus, wie ein großer, gut geschmorter Hackklops. *lach* Geschlachtet werden unsere Pferde trotzdem nicht!
Wer sich jedenfalls dafür entscheidet, z. B. auch aus allergiebedingten Gründen, seinen Hund komplett vegetarisch oder vegan zu ernähren, sollte ein doppelt wachsames Auge auf seinen Vierbeiner haben, und ihn regelmäßig beim Tierarzt durchchecken lassen. Kalzium, Vitamin E und Vitamin B12 müssen z. B. nicht nur bei menschlichen Vegetariern häufig durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. „Für Welpen und trächtige oder säugende Hündinnen halten die meisten Tierärzte eine vegetarische, vor allem aber eine vegane Ernährung für ungeeignet. Mögliche Nährstoffmängel können in diesen Phasen zu Entwicklungsstörungen beim Welpen führen, die nicht rückgängig zu machen sind.“
Allgemein spricht nichts dagegen, seinem Hund ab und zu eine vegetarische oder vegane Mahlzeit zu servieren.
Wessen Vierbeiner z. B. allergisch auf tierische Eiweiße reagiert, der freut sich über ein wachsendes Angebot in diesem Segment. Für das pflanzliche Bio-Geschmackserlebnis gibt es u. a. die „Vega“-Schälchen von YARRAH. Das Nassfutter ist sowohl vegetarisch als auch vegan, d. h. ohne tierische Inhaltsstoffe. Die 150 g Schale enthält kleine Sojastücke und Hagebutte, die reich an Vitaminen ist und blutreinigend sowie entzündungshemmend wirkt. Aufgeschlüsselt sieht der Inhalt einer Mahlzeit so aus: Soja*, Gemüse* (Erbsen* 6,4%, Karotte* 1,6%), pflanzliche Nebenprodukte*, Öle* und Fette* (Sonnenblumenöl*), Liebstöckel*, Früchte* (Hagebutte* 0,2%), Mineralstoffe. *= aus kontrolliert biologischem Anbau, Skal 1301. Ein Schälchen gibt´s für ca. 1,19 €.
warum ausgerechnet Futter von YARRAH?
„Wir sind der einzige Tiernahrungsproduzent in den Niederlanden mit einem kompletten Sortiment an biologischen Produkten – und der Erste. Bereits seit 1992 verarbeiten wir ausschließlich Hühner, Rinder und Puten, die ein besseres Leben hatten. Fleisch aus großen Mastbetrieben oder Masthühner wirst du bei uns nicht finden.“ Hier kann man also auch als Fleischliebhaber guten Gewissens zugreifen. „Wir holen unsere Zutaten selbst bei den Bauern und Viehhaltern, die – genauso wie wir – die Welt gerne etwas besser machen wollen. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle muss sein. Deshalb besucht unser Qualitätsmanager alle Lieferanten persönlich, um mit eigenen Augen zu sehen, dass die Tiere ein besseres Leben haben.“
YARRAH is(s)t Bio aus Überzeugung: „Wir waren bereits Bio, als Bio noch das Image von selbst gestrickten Wollsocken hatte. Yarrah ist aus einer gesunden Unzufriedenheit über die Missstände im Tiernahrungsmarkt entstanden. Bio ist für uns kein Trend, sondern eine bewusste Entscheidung, um eine positive Veränderung auf den Weg zu bringen. … Vielleicht ist es überflüssig zu erwähnen, aber kein Produkt von Yarrah enthält chemische Antioxidantien, künstliche Duft-, Farb- und Geschmacksstoffe, raffinierten Zucker oder genetisch veränderte Inhaltsstoffe. Sogar die Tiere, die letztendlich in unserer Tiernahrung verarbeitet werden, erhalten biologisches Futter, das nicht mit allerlei komischen Pestiziden besprüht wird.“ Und was wir nach unserem Artikel über tierversuchsfreies Hundefutter besonders toll finden: „Wir haben keine Zwinger mit Hunden und Katzen, die die neuen Produkte für uns testen. Wenn wir ein neues Produkt auf den Markt bringen möchten, Fragen wir die Besitzer/innen, ob ihr Tier das neue Produkt ausprobieren darf.“
Und wie kommt das vegetarische/vegane Produkt an?
Der Geruch des Futters ist natürlich erstmal angenehmer, als der so mancher Fleischartikel (Schweineohren, Pansen & Co. lassen grüßen!). Wenn auch die breiige Optik ein bisschen wie vorverdaut aussieht – was ja grundsätzlich nicht unbedingt schlecht ist. Dann ging es an´s Schlabbern, und das ist wörtlich zu verstehen, denn die gesamte Portion wurde nicht ansatzweise gekaut, sondern ausgiebig mit langer Zunge geschleckt. Sah schon irgendwie lustig aus. Und noch eine Überrschung gab es am Schluss: Da lagen tatsächlich sieben Erbsen in der Schale, um die unser verfressener Labrador künstlerisch herumgezüngelt hatte. Wieder was gelernt!
Fazit: Das „Vega“-Schälchen ist für zwischendurch eine interessante Ergänzung (sofern Hunde aufgrund einer Allergie nicht eh komplett auf z. B. tierisches Eiweiß verzichten müssen), preislich völlig in Ordnung, aber für fleischverwöhnte Vierbeiner – wenn man den Hund entscheiden lässt – doch eher die zweite Wahl.
Welche Meinung habt ihr zu einer vegetarische oder gegangen Hundeernährung?
Heidi Schmitt
-Wer sich ein bisschen damit beschäftigt, stellt schnell fest, dass Yarrah von allen Biofuttern die seltsamsten Zusammensetzungen hat. z.B. große Mengen Weizen verwendet o.ä. Auch die Deklaration ist anders als bei fast allen Biofuttern nicht offen. Was sollen bitte pflanzliche Nebenerzeugnisse sein? Ich bin unbedingt für Biofutter, als Abwechslung darf es auch gern vegetarisch oder sogar vegan sein, aber Yarrah käme mir nicht in den Napf.
MyDog I Steffi
-Liebe Heidi, vielen Dank für deinen Kommentar – wir haben daraufhin bei Yarrah nachgehakt und folgende Antwort erhalten:
„Der Weizenanteil erklärt sich damit, dass wir Weizen oder eine andere Stärke-Quelle benötigen, um die Trockenfutter-Körbel herzustellen. Im Trockenfutter verwenden wir pro Kg Futter 1,2kg Huhn. Der Fleischanteil bei Yarrah bezeichnet – im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern – die Trockenmasse und somit die Fleischmasse abzüglich des Wasseranteils (so sieht es der niederländische Gesetzgeber vor). Um den exakten Fleischanteil zu berechnen müsste man das eingesetzte Fleisch inklusive seinem Wasseranteil berechnen (Faktor 5). Eine Bloggerin hat dies schon einmal ganz schön dargestellt, zu lesen unter: http://www.produkttesterin-patrizia.com/testberichte/katzen/yarrah-bio-organic/deklaration-fleisch-anteil/
Bezüglich der Deklaration, so geben wir an Huhn zu verwenden, da wir alle kostbaren Bestandteile des Nutztieres verwenden. In unseren Produkten werden Magen, Herz, Leber und Nieren verwendet. Wir verwenden allerdings absolut kein Federmehl, keine Krallen, Schnäbel oder Blut.
Weshalb wir diese tierischen Nebenprodukte verwenden? Es wäre eine Schande, diese nützlichen Produkte einfach weg zu werfen. Herz, Nieren und Leber enthalten nämlich viele essentielle Mineralstoffe und Vitamine. Und der Magen enthält viel Eiweiß und wenig Fett. Indem wir diese Produkte zu unserem Futter hinzufügen, vermeiden wir die Verschwendung von Nahrungsmitteln und können eine zusätzliche Quelle für Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiße hinzufügen.
Bezüglich der pflanzlichen Nebenerzeugnisse, so beinhalten die Produkte ausschließlich die Pflanzen, mit denen wir auf der Vorderseite des jeweiligen Produktes deklarieren. Bei Trockenfutter deklarieren wir grundsätzlich offen und müssen dann natürlich auch die Gruppen (Pflanzliche Nebenerzeugnisse, tierische Nebenerzeugnisse, etc.) auf der Rückseite angeben. Es ist Pflicht, eine ganze Gruppen anzugeben, selbst wenn das Produkt zum Beispiel nur Aloe vera beinhalten würde und somit nur Aloe vera zur Gruppe der pflanzlichen Nebenerzeugnisse gehört.
Das Yarrah-Futter entspricht übrigens den FEDIAF-Richtlinien und übertrifft diese sogar. Zudem erfüllen all unsere Produkte die strengen Vorschriften der EU-Verordnung für biologische Erzeugnisse, und dazu sind wir AB-zertifiziert und tragen das deutsche Bio-Siegel.“
Anita
-Ich stehe der Vegetarischen/Veganen Ernährung von Hunden (wenn nicht gerade ein Krankheitsfall / eine Allergie vorliegt, der dies notwendig macht) sehr kritisch gegenüber. Es sind nunmal mindestens Allesfresser, eher Fleischfresser. Nur weil Hunde pflanzliche Nahrung besser verdauen können als Wölfe oder Katzen, macht es sie nicht automatisch zum Pflanzenfresser.
Wir barfen und auch beim barfen wird ein Teil der Nahrung durch pflanzliche Kost gedeckt. Meine eine Hündin ist so ein „Gemüslihund“. Die liebt Gemüse. Meine beiden anderen sind da nicht ganz so begeistert. Ich würde gerne mal so ein Schälchen meinen dreien hinstellen.
Wobei ich hier wieder skeptisch wegen dem Soja bin. Als Dauerlösung wäre für mich der Hauptbestandteil „Soja“ nicht ok. Soja ist zwar vegan, aber hat sehr viele Östrogen-ähnliche Stoffe, die den Hormonhaushalt auf Dauer echt durcheinander bringen können. Außerdem wird Soja auch nicht immer so super angebaut (Regenwaldrodung etc) und selbst wenn, muss es noch um den halben Erdball nach Deutschland kutschiert werden.
Josephine Lange
-Sehr interessant und meine Mädels würden dieses Futter sicherlich sehr gerne mal testen, denn sie lieben Obst Gemüse etc. Da wird auch schon mal die Möhre freiwillig der Rinderkopfhaut vorgezogen *grins*
Eva-Brigitta Bredl
-Klapp vielleicht bei einem immer hungrigen Labrador, mein verwöhnter Havaneser würde eher vor einer vollen Schüssel hungern, bevor er etwas frisst was ihm nicht schmeckt… ?