Günther Bloch ist, was Hunde angeht, mein persönlicher Guru. So emotional ehrlich und wissenschaftlich fundiert, wie der Kynologe mit den Vierbeinern lebt und arbeitet, begeistert es mich immer wieder. Dass Bloch im „Haifischbecken Hundeszene“ scheinbar nie den Humor und seine Souveränität verliert, macht den Kölner umso sympathischer. Seit einiger Zeit ist Bloch in Rente und nach Kanada ausgewandert. Jetzt gibt es ein Lebenszeichen: „Der Wolf kehrt zurück“ heißt ein großartiges Buch, das er gemeinsam mit Wolfsforscherin Elli H. Radinger veröffentlicht hat … (Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation und enthält Werbung durch Markennennung & Verlinkung.)
Dieses Interview mit Elli Radinger hat mich sehr nachhaltig berührt – und neidisch gemacht. Denn die gebürtige Hessin wurde in Nordamerika „von einem Wolf geküsst“. So bewundernd und respektvoll, wie sie von ihren zahlreichen Begegnungen mit den Stammvätern unserer Hunde berichtet, könnte man ihren Erlebnissen ewig zuhören. Oder darüber lesen, wie auf den rund 145 Seiten des im Kosmos Verlag veröffentlichten Fachbuchs. Dessen Vorwort übrigens keine Geringere als Dorit Feddersen-Petersen liefert – eine weitere herausragende Verhaltensforscherin rund um den Hund.
Mit dem Thema „Mensch und Wolf in Koexistenz“ beschäftigen sich die Experten fundiert und lesefreundlich.
„Dieses Buch besticht durch Fakten und den immensen Kenntnisreichtum seiner Autoren, denen ein überaus praktikables Handbuch zum Leben mit Wölfen in Deutschland gelungen ist.“ Günther Bloch und Elli Radinger müssen es wissen, denn die beiden haben sich seit den 90ern der Wolfsbeobachtung verschrieben und gründeten gemeinsam die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e. V.. „Dieses Buch basiert auf unseren vielfältigen Erlebnissen aus über zwanzigtausend Begegnungen mit wilden Wölfen. … Es gibt nicht den Wolf per se, der sich so verhält. Jeder Wolf ist, wie wir Menschen auch, ein Individuum, das geprägt wird von seiner Familie, Alter und Persönlichkeit, vielfältigen Erfahrungen und dem Lebensraum.“
„Was wir vorweg mit Gewissheit sagen können ist, dass der Wolf keine blutrünstige Bestie ist. Nein, er ist ein treusorgender Familienvater, ein durchgeknallter Teenager, eine entspannte Tante. … Dennoch wundern wir uns, dass sich angeblich so viele Menschen vor einem Tier fürchten, dessen Sozialverhalten und Familienleben dem unseren so ähnlich ist und das wir uns in seiner domestizierten Form als „besten Freund“ ins Haus geholt haben. … Die besonders enge Beziehung zwischen Mensch und Hund unterstreicht im Rückschluss wiederum die wölfische Nähe zum Menschen.“
„Um die Angst zu verlieren, müssen wir wissen, wo wer was wann und warum tut.“ Mit freundlicher Genehmigung vom Kosmos Verlag haben wir eine Leseprobe aus „Der Wolf kehrt zurück“ für euch herausgesucht, in der es u. a. auch um das richtige Verhalten bei Begegnungen zwischen Wolf, Mensch und Hund geht. Für alle, die sich für Hunde, deren Stammväter und unseren gemeinsamen Lebensraum interessieren, ist das neue Buch von Bloch und Radinger unbedingt empfehlenswert. Darüber hinaus liefert es wertvolle Tipps für Spaziergänger, Reiter und natürlich Nutztierhalter, damit ein friedliches Nebeneinander von Wölfen und Menschen in Deutschland möglich ist:
LEBEN MIT WÖLFEN – EIN LEBEN OHNE EINSCHRÄNKUNG
Wenn Sie das Glück haben, Ihre Heimat mit einem seltenen Beutegreifer wie dem Wolf zu teilen, dann trauen Sie sich, alles zu machen, was Sie zuvor auch schon in Feld und Wald getan haben – Pilze suchen, Joggen, mit den Kindern spazierengehen, Rad fahren. Dazu möchten wir allein deshalb schon ermuntern, weil Sie definitiv wenig zu befürchten haben. Seien Sie dennoch ein wenig achtsamer und rücksichtsvoller als früher. So mancher Waldbewohner wird es Ihnen danken.
Denken Sie immer daran: Der ganz normale Wolf hat in Deutschland Besseres zu tun, als Menschen anzufallen. Genau wie wir ist er damit beschäftigt, sich um seine Familie zu kümmern und seine Kinder aufzuziehen und diese so zu versorgen, dass sie selbstständig werden. Seien wir stolz für jeden Wolf, der in unserem Land lebt. Geben wir ihm den Platz und den Respekt, der ihm als uraltem und traditionellem Bewohner Deutschlands (ganz im Gegensatz zu Muffelwild, Damwild oder Fasan, die nur auf Wunsch der Jägerschaft ausgesetzt wurden!) gebührt.
WOLFSBEGEGNUNG MIT HUND
Nähern sich Ihnen bei einem Spaziergang ein oder mehrere Wölfe, rufen Sie den Hund dicht zu sich heran und bringen ihn hinter sich. Zögern Sie nicht, sich breitbeinig und absichernd vor Ihren Hund zu stellen. Die meisten Wölfe laufen nicht sofort weg, sondern beobachten die Situation und ziehen dann normalerweise weiter. Insbesondere neugierige Jungwölfe können Ihnen auch folgen. Ein mögliches Drohen eines Wolfes, besonders dann, wenn er von Ihrem Hund angebellt oder angeknurrt wird, richtet sich gegen Ihren Hund, nicht gegen Sie.
Stellen Sie sich verteidigungsbereit vor Bello. Verhalten Sie sich proaktiv: Ziehen Sie Mantel, Sweatshirt oder Jacke aus und schütteln Sie sie drohend! Spannen Sie einen Schirm auf, rufen Sie laut usw. Vor allem: Kontrollieren Sie zuallererst Ihren Hund und regeln Sie anschließend selbst jegliche offensive Gegenwehr. Wir vertreten die Meinung, dass es in Wolfsgebieten noch weniger als sonst darum geht, ob Bello seine uneingeschränkte „Freiheit“ genießen soll oder nicht.
Gehören Sie zu den Hundehaltern, die der Auffassung sind, die Persönlichkeit Ihres Hundes müsse sich auch im Wald überall frei entfalten können, wozu auch das plötzliche Hetzen von Wild gehört, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Wölfe in einem solchen Extremfall diesen unkontrollierten und Wild verfolgenden Hund angreifen. Das gilt besonders dort, wo eine Wolfsfamilie im Sommer Welpen umsorgt. Dies ist auch nicht der Augenblick, um auszuprobieren, ob positive Verstärkung im Umgang mit Ihrem Hund immer klappt. Funktionieren Sie bei Begegnungen mit Wölfen nicht und können Ihren Hund nicht zu sich rufen, so sind allein Sie verantwortlich, niemand sonst.
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