Strubbelköter

„Das ist ein spanischer Wasserhund, der darf nicht gebürstet werden. Der Züchter sagt, das Fell geht davon kaputt. Der wird nur zweimal im Jahr abgeschoren. Machen Sie das?“ Nein, das mache ich nicht. Da müssen Sie in eine Abscherbude gehen, wo man für kleines Geld die Wolle abmäht und keine unangenehmen Fragen zum Tierschutz stellt. In meinem Salon Strubbelköter steht das Tierwohl an allererster Stelle. Und ja, hin und wieder mache auch ich eine Filzschur, wenn der Hund zum ersten Mal total verfilzt kommt, weder Kamm noch Bürste mehr etwas ausrichten können und/oder das Entfilzen länger als eine halbe Stunde dauern würde. (Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation und enthält Werbung durch Markennennung & Verlinkung.)

Was viele nicht wissen: Dabei muss der Scherkopf UNTER den Filz kommen. Da in diesen Fällen die Filzmatte praktisch direkt auf der Haut liegt, muss eine so geringe Scherkopflänge gewählt werden, dass die Verletzungsgefahr RIESIG ist. Gerade an empfindlichen Stellen wie Flanke, Hals oder Beinen. So eine Schur mache ich pro Hund nur EINMAL. Im Anschluss erkläre ich den Kund:innen ausführlich die richtige Bürsttechnik, damit derart starke Verfilzungen nie wieder entstehen.

Drei Pflegemöglichkeiten nach einer Filzschur

– Sie pflegen künftig ausreichend (es geht hier nie um ein paar Verknotungen hier und da, sondern um ein durchgängiges Filzflies!) und kommen regelmäßig in vernünftigen Abständen in den Salon zur Komplettpflege.

– Wenn Sie keine Zeit oder Lust zum Bürsten und Kämmen haben, besteht immer die Möglichkeit, das im Salon erledigen zu lassen, aber eben nicht alle zwei Monate, sondern wöchentlich.

– Sie machen weiter wie bisher. Dann aber in einem anderen Salon. Dann bin ich raus.

Strubbelköter

Auch wenn mein Salon Strubbelköter heißt, halte ich es schlicht für tierschutzrelevant, einen Hund unkontrolliert verfilzen zu lassen. Und zwar nicht nur, weil sich unter dem Filz diverse Parasiten (wie Zecken, Flöhe und Milben) ausgesprochen gern zu ausufernden blutrünstigen Partys treffen, sondern auch, weil es schlicht am ganzen Körper furchtbar ziept. Meinen Kund:innen erkläre ich das ungefähr so: „Fassen Sie sich mal mit der Hand im Nacken von unten in die Haare, ballen Sie die Hand zur Faust und drehen sie dann um 45 Grad. So ungefähr empfindet der Hund. Und zwar am ganzen Körper!“

Trockene Haare brechen beim Bürsten nicht

Von der Filzerei mal abgesehen, ist es natürlich blanker Unsinn, dass das Haar vom Bürsten kaputtgeht. Richtig ist, dass es nicht gut ist, nasses Haar zu bürsten, weil es dann brechen kann, das kann Ihnen jede Friseurin erklären. Der Vollständigkeit halber zum spanischen Wasserhund: Es gibt tatsächlich eine Form kontrollierten Verfilzens, das Schnüren. Das ist zeitlich deutlich aufwändiger als zu bürsten, da Strähne für Strähne so gedreht werden muss, dass der Filz nicht direkt auf der Haut sitzt und Luftzirkulation zur Klimatisierung möglich ist.

Darüber hinaus ist es leider so, dass die Wasserhunde in Südeuropa wie Nutztiere gehalten wurden und werden. Sie sollen den Fischern bei der Arbeit helfen, sind außerdem Allrounder als Hütehunde und Jagdgefährten. Fellpflege ist dort kein Thema. Alte, kranke und nutzlose Hunde werden ausrangiert und ausgesetzt. Im besten Fall werden sie über den Tierschutz vermittelt. Dass Züchter diese Art der Verwahrlosung als Rassestandard verkaufen, macht mich sprachlos und überaus wütend.

Strubbelköter

Claudia Stieglmayr hat nach 23 Jahren im Lektorat eines Verlages ihre Leidenschaft Hund erfolgreich zum Beruf gemacht. Schon 2007 hatte sie eine dreijährige Ausbildung zur Hundetrainerin und Verhaltensberaterin bei CANIS abgeschlossen. Zusätzlich ließ sie sich von einer der besten Groomerinnen des Landes zur Hundecoiffeurin ausbilden. Seit 2020 führt die Schleswig-Holsteinerin ihren Hundesalon samt Hundeschule und Hundetagesstätte Strubbelköter.