Natur Zeit Kreativität

„Richtig verstandene Hundeliebe kann nur heißen: Raus in die Natur! Alles, was man braucht, ist Kreativität und Zeit – sonst nichts“, habe ich gerade in einem Artikel des Kynologen Günther Bloch und der Fachjournalistin Elli H. Radinger über artgerechtes Hundeleben gelesen. „Sonst nichts?“, habe ich mich gefragt, gefolgt von “ … stimmt, wahrscheinlich sonst nichts!“ Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem ich überlege mit Henry beim Agility aufzuhören. Ja, ich weiß, vor einigen Monaten hatte ich noch darüber berichtet, wieviel Spaß es uns macht – aber ist UNS vielleicht hauptsächlich ICH? So gut wie jedem Hund macht doch das Meiste Spaß, was auch seinen Halter begeistert. Diese Eigenschaft finden wir natürlich toll und reden uns und unserem Vierbeiner vor lauter Begeisterung plötzlich alles Mögliche ein … (Dieser Beitrag enthält Werbung durch Verlinkung.)

Ich könnte die blödesten Sachen machen – so lange ich dabei lachend auf dem Rücken rolle, findet sie mein Hund auch toll – kann ja gar nicht anders sein! Und als super geduldigem Bürohund möchte ich Henry natürlich das bestmögliche Feierabend-Gute-Laune-Programm bieten. Also wird u. a. einmal die Woche beim Agility mit vollem Einsatz über den Platz getobt: „Steg … A-Wand … Wippe …. uuuund Slalom!“ Macht ja auch Spaß – doof nur, dass meine großgewachsene „Labradogge“ schlanke 40 kg auf die Waage bringt. Ob den Gelenken unsere wilden Hopser auf Dauer auch soviel Spaß machen? Die Dosis macht das Gift, und in Maßen schadet ja bekanntlich meist nichts. Dennoch habe ich mir ein kleines Experiment vorgenommen:

Was macht meinem Hund am meisten Spaß, wenn ich ihn einfach mal machen lasse?

Diese drei Grundzutaten braucht man, um die Formel für das persönliche Hundeglück herauszufinden: „Natur + Zeit + Kreativität“. Mit viel Neugier, keinen Erwartungen und ohne Zeitgefühl spaziere ich also mit der Fellnase los … und ganz ohne Plan läuft plötzlich alles wie von selbst: Wir rangeln im Zweikampf (ohne Spielzeug), ein gemeinsamer Sprint gefolgt von einer ausgedehnten Schnüffel- und Kraulpause im Moos.

Ich schaue mir Henry an, wie er so in den Himmel guckt – als er zurückblickt, leuchten seine Augen wie beim Agility. Na gut, bei dem Gedanken daran kommt kurz der Streber in mir durch – ein paar Tricks einbauen sollte erlaubt sein – wozu sind denn die ganzen Bäume da, wenn nicht zum Umrunden oder Leckerlies dahinter verstecken? „High-Five“ und wir schlendern weiter den Weg entlang. Dabei schenkt mir die Fellnase fast soviel Blickkontakt, wie auf dem Hundeplatz – trotz Flatter-Vögeln, Rausche-Blättern und Husch-Mäusen …

Und da fängt der Vierbeiner doch allen Ernstes an, sich vor mir im hohen Gras zu verstecken, wie ein verspielter Welpe … klein machen … anschleichen lassen … Hintern hoch … und schnell zum nächsten Versteck flitzen … Dieses Mal bin ich es, die sich von soviel Spaß anstecken lässt, und nicht umgekehrt! Als wir fast so außer Atem wie nach dem Hundeplatz heimwärts marschieren, schaue ich das erste Mal auf die Uhr – wir waren nur eine knappe Stunde unterwegs? Es müssen doch mindestens zwei gewesen sein, soviel wie wir erlebt haben.

Fast ohne es zu merken, haben wir die Formel geknackt: „Natur + Zeit + Kreativität = Hundeglück hoch 3“. Bestimmt werde ich mich in Zukunft das eine oder andere Mal wieder verrechnen – aber jetzt weiß ich ja, wie ich nach dem Lösungsweg suchen kann. Und natürlich werden wir das mit dem Tricksen, den Dummys und Co. nie so ganz sein lassen, ist ja tendenziell auch nicht verkehrt. Öfter darf jetzt aber auch mal die Fellnase entscheiden, was gerade Spaß macht. Und ich frage bei der Agility-Gruppe mal nach, ob ich auch ohne meinen Hund mitmachen darf …

Eure

Stefie-Sign

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