Der Frühling ist da, hurra – nicht! Das duftende Erblühen der Welt markiert eine Phase im Leben von Rüdenbesitzern, die nur mit äußerster mentaler Gelassenheit bewältigt werden kann. Je nach Rasse verfügen Hunde über 125 bis 220 Millionen Riechzellen, die sie meistens von März bis April dem ultimativen Praxistest unterziehen. Deshalb empfiehlt es sich, mit dem Umstellen der Uhr auf Sommerzeit auch bei den Gassirunden ein viertel bis halbes Stündchen mehr einzukalkulieren. Ein Glück bleibt es ja länger hell … (Dieser Beitrag enthält Werbung durch Verlinkung.)
Aktuell gehe ich mit einem hormongesteuerten Staubsauger-Roboter Gassi, dem bei voll aufgeladenem Akku kein Mikropartikelchen entgeht.
Nur eines übersieht er dabei – das Makropartikelchen am anderen Ende der Leine, nämlich mich! Wenn wir morgens gemeinsam einsam durch die Wiesen stromern, ist das eigentlich noch ganz entspannt. Jeder hängt verträumt seinen Gedanken nach. Ich schaue mich um, welcher Baum schon Knospen treibt, während es Henry auf die Spur zur nächsten Hündin treibt … Tja, die Damenwelt ist läufig und als Rüde im besten Alter hat man die Qual der Wahl – da kann man sich unmöglich auch noch um den Menschen kümmern, der hinter einem herstolpert. Höchstens, wenn dieser nach Wurst oder Käse riecht. Die einzig verlässlichen Geheimwaffen, mit denen man Henry kurzzeitig wieder auf Spur bringen kann. Danach geht´s direkt weiter auf Frühlingspirsch …
Zum Glück läuft unser Labbi im Frühjahr nicht jeden Tag mit den Augen über Kreuz durch die Welt. Wenn ich einen Morgen erwische, an dem er in sich ruht und gut ansprechbar ist, nutze ich diesen möglichst für eine Partie Dummytraining. Danach hört und achtet die Schnüffelnase erstmal wieder besser auf mich. Bei Frühlingsgefühlen sollte man trainingstechnisch flexibel sein – im falschen Augenblick geht´s nach hinten los, was für Frust auf beiden Seiten sorgt. Wieder zuhause, haben die strapazierten Riechzellen Pause und Herr Labrador zieht sich erschöpft auf seinen Schlafplatz zurück. Man sollte schon genau beobachten, wie hoch das Stresslevel bei (nichtkastrierten) Rüden (oder Hündinnen) ist – ob es sich z. B. um einen Dauerzustand oder eine Phase handelt, ob nur draußen geschmachtet, oder auch drinnen geweint wird, wie schnell das Objekt der Begierde wieder aus den Gedanken verschwunden ist und der Alltag seinen Lauf nimmt …
In Henrys Fall handelt es sich um eine kurzzeitige Phase, die ich eigentlich ganz natürlich finde. Es gehört doch auch irgendwie zum Hundeleben dazu, wenn einmal im Jahr die Frühlingsgefühle das Kommando übernehmen. Bevor man aus diesem Grund eine Kastration in Erwägung zieht, sollte man zunächst einmal gründlich überlegen, u. a. was das Wesen von Rüden und Hündinnen generell ausmacht, wie sich der Alltag, die Auslastung und Erziehung des Hundes gestalten und ggf. beruhigende Futterzusätze oder einen Hormonchip ausprobieren.
Unser Weg? Mit stoischer Gelassenheit habe ich mich damit abgefunden, dass ich mit all den verführerischen Pipi-Noten einfach nicht mithalten kann. Die einzige Bedingung ist, dass ich die Marschrichtung vorgebe. Ansonsten füge ich mich in meine Rolle als zweibeiniges Anhängsel des vierbeinigen Schnüffelinspektors, der mit chirurgischer Genauigkeit jeden Grashalm untersucht. Hoch … runter … vor … wieder zurück … und genüsslich schlecken. „Henry, lass das, wir wollen weiter!“ Wobei „weiter“ einen bis maximal zehn Meter bedeutet – zur nächsten Schnüffelstelle.
Ich bin übrigens zu keiner Zeit des Jahres so gut organisiert, wie jetzt.
Die vielen Wartepausen, so ganz für sich am anderen Ende der Leine, lassen sich hervorragend nutzen, um diverse To-Do-Listen durchzugehen: Die restliche Tagesplanung, das Abendessen, was man dafür noch einkaufen muss, worüber sich eine Freundin im Juni zum Geburtstag freuen würde, wohin man im Oktober gern verreisen möchte … Das hab ich alles schon geplant und stehe gedanklich kurz vor Weihnachten. In diesem Moment werde ich unterbrochen. Henry sieht mich an, mit einem Blick, als würde er sagen: „Hallo, an unseren gemeinsamen Mittagspausen scheint dir ja gerade nicht viel zu liegen. Und überhaupt finde ich, dass wir mal wieder ein bisschen mehr zusammen machen können!“ Da ist er wieder, ganz der Alte, zurück aus dem Wolkenkuckucksheim!
Verlieren eure Fellnasen im Frühling auch temporär den Kopf?
Eure
Nena
-Hallo Steffi,
gerade noch mal deinen Artikel rausgekramt. Passt gerade so gut auf meinen Goli. Wie lange halten denn die Phasen bei deinem Doggi an?
MyDog I Steffi
-Hi Nena, dann wünsche ich dir und deinem Goli gute Nerven ? Ach, wie lange Henry „durch den Wind“ ist, ist unterschiedlich – ich würde sagen nach spätestens einer Woche wird es ihm selber zu anstrengend ?. Liebe Grüße!
Nicole
-Haha ?, und ich dachte, nur wir hätten diese Phase! Bei Carlo, der im Mai 3 Jahre alt wird, kommt es mir vor, als wäre über Nacht ein Macho aus ihm geworden. ? Aber dann bin ich ja beruhigt, dass es euch genauso geht! Liebe Grüße aus Kiel
MyDog I Steffi
-Huhu Nicole, ihr seid nicht die Einzigen! 😉 Dann ist Carlo ja fast so jung wie Henry – ja, die jungen Wilden wissen im Frühling manchmal einfach nicht wohin mit sich *lach* Ich wünsche euch gute Nerven und (trotzdem) viel Spaß da draußen! Bis bald, Steffi
Loki
-Oh mein Gott, uns geht es mit Loki GENAUSO. Und er wird in diesem Monat ein Jahr alt, ist also auch mitten in der Pubertät. Wir haben in der näheren Umgebung gerade auch eine läufige Hündin, das ist echt kein Spaß. Aber.. irgendwann .. ist diese Phase vorbei ?
MyDog I Steffi
-Hallo ihr Lieben, schön von Gleichgesinnten/-geplagten zu hören 🙂 Ja, es ist zum Glück meistens nur eine Phase – die kann sich manchmal aber ganz schön lange anfühlen *lach* Viele Grüße von Henry an Loki!